Brüssel Bruxelles Brussel

Bonjour!

Vom 08. Februar bis zum 27. Juni 2020 darf ich mit einem Erasmus-Stipendium in Brüssel arbeiten und somit einen wichtigen Teil meiner Sprachqualifikation erwerben. Während meiner Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten an der Humboldt-Universität zu Berlin wurde ich für 6 Monate freigestellt, um die Chance wahrzunehmen, ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren. 
Ein großes Dankeschön geht dabei an die Louise-Schroeder-Schule Berlin, das Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft und Verwaltung. Vor allem die Lehrer des EU-Komitees engagieren sich mit viel Herzblut dafür, dass sich so viele Schüler wie möglich den Traum des Auslandsaufenthaltes erfüllen können und stehen uns dabei jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Die Vorbereitungen

Fuer mich war von Anfang an klar: Ich möchte nach Brüssel! Schön do*f, wenn man bedenkt, dass ich meine Freizeit in Spanien sehr gut am Strand verbringen könnte. Naja, eigentlich ging es mir wirklich nur um die Wahl meiner Praktikumsstelle. Klar kann man irgendwo arbeiten, aber ich wollte mich in einer internationalen Privatschule ausprobieren. Vor allem, weil ich im Advancement Team meine Fertigkeiten rund um das Eventmanagement verbessern könnte. (Die Konfrontation mit der französischen Sprach kam mir dabei auch sehr gelegen).
Unterstützt wurde ich von der Berufsschule, da es bereits eine lange Tradition der Praktikantenvermittlung mit der ISB gibt (Achso, das ist übrigens die Schule: The International School of Brussels). Das machte es mir natürlich sehr einfach, denn ich musste mich um nichts weiter kümmern, als einen Termin für ein Skype-Gespräch zu vereinbaren. 
Als dieses dann auch nach zahlreichen Schweißausbrüchen und Herzattacken erledigt war (komplett auf Englisch versteht sich), und ich vom Direktor des Advancement Teams angenommen wurde, konnte es auch schon losgehen. In diesem Gespräch hatte ich auch schon meine zukünftige Ansprechpartnerin kennengelernt.
Eine Wohnung habe ich in den vielen Internetportalen gesucht - und später auch bei Airbnb gefunden. Ansonsten musste ich, um ehrlich zu sein, auch nicht viel machen. Meine Klassenkameradin hat für uns beide den Hin- und Rückflug gebucht und ich musste nur noch bezahlen. Nachdem ich so ungefähr die wichtigsten Dinge beim Kofferpacken vergessen hatte ging es auch schon per Direktflug nach Brüssel (aber klar, dauert ja auch nur eine Stunde).

The International School of Brussels (ISB)

Die ISB ist eine internationale Privatschule, welche sich im Südosten Brüssels, in der Region Watermael-Boitsford befindet. Wenn man sich den Aufbau vorstellen möchte, kann man sich so ziemlich an einer typischen amerikanischen Schule orientieren. Es gibt eine Vorschule mit Kindergarten, eine Grundschule, eine Mittelschule und eine High School. Diese Bereiche verteilen sich über den gesamten Campus in meist unterschiedlichen Gebäuden. 

Unsere Arbeitsplätze jedoch, waren in dem historischsten Gebäude von allen untergebracht – dem Chateau (siehe oben). Oh man, was für ein wunderschönes Gebäude. Darin arbeitet der Großteil der Verwaltungsmitarbeiter, also waren dort auch unsere Schreibtische, inmitten des Development Teams, einem Teil des Advancement Teams, zu finden.
Im Großen und Ganzen haben wir uns um alle Veranstaltungen gekümmert, die innerhalb der ISB Gemeinschaft stattfinden, also zum Beispiel Klassentreffen, Ruhestandsfeiern oder Ähnliches. Dazu kam jede Menge Datenbank-Arbeit. Bedeutet, Profile einer Person anlegen, Veranstaltungsregistrierungen vornehmen oder einfach die Aktualisierung der persönlichen Daten. Hinzu kommt, dass es eine eigene Onlineplattform für die Alumni gibt, vergleichbar mit Facebook.
Was mir allerdings am meisten Spaß gemacht hat, war die fast selbstständige Archivierung der unzähligen Jahrbücher. Hier ist vielleicht interessant zu erwähnen, dass die gesamte Schule digital vernetzt ist. Jeder Mitarbeiter und jeder Schüler bekommen einen eigenen Laptop, mit dem auch privat gearbeitet werden kann. Das hieß für mich: Wo bekomme ich ein verfluchtes Stück Papier her? Ich kann euch sagen, ich musste wirklich suchen und fand dann schließlich eins, im Kopierer. Wer hier arbeitet, ist der Arbeitsweise in öffentlichen Verwaltungen weit voraus.
Ich möchte noch einmal hervorheben, wie wunderschön der gesamt Campus ist. Alle Gebäude, Ausrüstungen, Materialien und Denkweisen sind auf dem neusten Stand. Es gibt eigentlich nichts, das ich hätte anders machen wollen. Ich durfte in den Mensen kostenfrei mitessen – am Buffet. Ich habe das Fitnesscenter genutzt und hätte auch in der eigenen Kletterhalle klettern oder an Yogastunden teilnehmen können. Jede/-r Schüler/-in dort kann sich glücklich schätzen, an einer solchen Schule lernen zu dürfen.
Aufgrund der Corona-Krise musste mein Praktikum leider vorzeitig beendet werden. Ab dem 10. März befand ich mich im Home-Office. Während dieser Zeit konnten wir also nur noch Dinge tun, die von zu Hause aus möglich waren, wie die Aktualisierung der Datenbank oder die Übertragung von Schülerakten in ein neues Programm. Da dies allerdings nicht im Sinne des eigentlichen Praktikums stand, entschieden sich David (Leiter des Advancement Teams) und Emma (Leiterin des Development Teams) dafür, es zum 30. April enden zu lassen. Das war natürlich mehr als schade, ich konnte diese Entscheidung aber vollkommen nachvollziehen.

Mein Leben in Brüssel

Meine Wohnung, die ich über Airbnb angemietet hatte, befand sich mitten im Zentrum der Stadt. Wenn ich aus meinem Fenster schaute, konnte ich den Justizpalast (siehe links) schon fast direkt neben mir sehen. In diese Richtung ging ich auch, wenn ich zur Arbeit musste. Ich ging zum Aufzug Poelaert, fuhr hoch bis zum Platz Louise, von wo aus ich mit der Straßenbahn Richtung ISB fuhr. Oft war der Aufzug jedoch außer Betrieb, was bedeutete, dass ich bei dem häufigen regnerischen Wetter bis ganz nach oben laufen musste. Und ich bin diesen Weg wirklich oft gelaufen. 

Für den öffentlichen Nahverkehr habe ich mir eine Monatskarte besorgt, mit der ich sowohl Metro als auch Straßenbahn und Bus fahren konnte. Dabei hatte ich das große Glück, dass mir die ISB die Kosten für diese Karte nachträglich erstattet hat. Um diese Karte zu bekommen, geht man in einen bestimmten Laden im Bahnhof, bringt ein Passfoto mit und bezahlt dann zusätzlich zum Monatspreis 5 Euro für die Karte. Ohne Monatskarte kann man sich Tickets natürlich auch an den Automaten oder am Schalter besorgen, eine Einzelfahrt kostet dabei 2,10 Euro. Wenn man eine Fahrkarte jedoch direkt z.B. im Bus ziehen möchte, bezahlt man ein wenig mehr. Am Anfang bin ich meistens mit Mehrfahrtenkarte unterwegs gewesen, die ich am Schalter gezogen habe.
 Zum Einkaufen bin ich meist in mir bekannte Supermärkte, wie Lidl oder Aldi gegangen, da ich wirklich das Gefühl hatte, die einheimischen Läden wären mindestens um das Doppelte teurer. Einen kleinen Lidl-City-Markt hatte ich zum Glück gleich um die Ecke, doch um wirklich groß einkaufen zu können, bin ich mit der Metro in die Randbereiche Brüssels gefahren.

 

Aufgrund des Wetters kann ich mich leider nicht damit rühmen, besonders viel von der Stadt gesehen zu haben. Meistens habe ich mir das Zentrum in der Nähe meiner Wohnung oder die Gegend um den Grand Place angesehen. Diese Orte waren für mich fußläufig zu erreichen. 
 Meistens stand ich mit 2 Freundinnen aus meiner Berufsschulklasse in Kontakt, denn Jenny arbeitete mit mir zusammen an der ISB und Joyce hatte eine Praktikumsstelle in einem Hotel in Brüssel gefunden. Wir waren in einem Café essen und haben uns viele Gebäude angesehen, die während des Festival of Light bunt angestrahlt wurden. 

Wovor mich niemand gewarnt hat

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Es gibt eine einfache Wahrheit: Nicht jeder Mensch hat die gleichen Hygienestandards wie ich. Das macht es schwierig, wenn ich bedenke, dass ich aus einem Haushalt komme, in dem man praktisch vom Fuβboden essen kann.
Naja, aber wie heiβt es so schön: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Meine Unterkunft

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Wie bereits erwähnt habe ich meine Wohnung bei Airbnb gefunden. Es hat wirklich einige Zeit gedauert, denn ich hatte mich darauf eingeschossen, dass ich eine Wohnung für mich allein haben wollte (Ich bin einfach kein WG-Typ). Klar wäre es schön gewesen eine Unterkunft mit meiner Klassenkameradin zu teilen, doch das ist bei den Mietpreisen in Brüssel so gut wie gar nicht möglich - jedenfalls nicht wenn man sein Bett gern für sich allein hat oder generell einfach Azubi ist. (Da reicht auch leider das Stipendium nicht aus.)
Auf jeden Fall schien es dann so, als ob ich die perfekte Wohnung gefunden hätte! Sie befindet sich im Zentrum Brüssels, zentraler ginge es eigentlich kaum. Es gibt einen Hof (wenn man sein Auto parken möchte), W-Lan, Waschmaschine und Trockner, ein Duschbad und die Wohnung ist auch sonst komplett mit allem ausgestattet, was man so braucht.
Klingt doch soweit erst mal ganz gut. Naja.
Warum sollte ich darüber erzählen, dass meine Mama ein kleiner Putzteufel ist und ich in einem blitzblanken Haushalt aufgewachsen bin, wenn das nicht irgendeine weitere Bewandnis hätte.

Mein kleiner persönlicher Albtraum

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Meine Wohnung möchte ich nicht weiterempfehlen, da ich mit dieser ziemlich unzufrieden und vom Vermieter wirklich enttäuscht war. Leider war auch der Kundenservice in dieser Situation schwer zu erreichen. Ich kann den Tipp geben, sich immer an vorangegangenen Bewertungen zu orientieren und lieber auf ein WG-Zimmer auszuweichen, anstatt eine überteuerte Wohnung zu wählen. 
Letzten Endes gab es noch einige Rennereien, da ich das Praktikum wegen des Coronavirus früher als geplant beenden und somit einen Teil des Geldes wieder zurückzahlen musste. Doch durch die Hilfe unserer Lehrer/-innen konnte sich alles klären und ich bin wohlbehalten und ohne Schulden nach Hause gekommen.